Woher stammt der ganze Plastikmüll? Blogbeitrag zum BUND Brand Audit Projekt vom AK Plastikmüll.

Zum World Clean Up Day am 17. September plante und verwirklichte der AK Plastikmüll, gemeinsam mit seinen engagierten Kooperationspartner:innen vom ULF Unverpackt-Laden, BUND Frankfurt und Greenpeace Frankfurt, sowie ca. 50 Helfer:innen eine große Müllsammelaktion.

Nach zwei Stunden Aufsammeln entlang des Mainufers wurden vier Müllsäcke, von insgesamt 29 gesammelten, für das BUND Brand Audit Projekt ausgezählt. Dabei wurde jedes einzelne Müllteil erfasst, um die hauptverantwortlichenHersteller und Inverkehrbringer zu identifizieren. Die erhobenen Daten werden, zusammen mit den Ergebnissen aus weiteren Städten, später in einem Paper von BUND Expertin für Kreislaufwirtschaft Janine Korduan veröffentlicht. 

Wir sind der Meinung, dass vor allem große Konzerne führend beim Ausbau und insbesondere der Finanzierung von echten und nachhaltigen Lösungen, wie standardisierten („Pool“) Mehrweg- und Unverpackt-Systemen sein sollten und es nicht bei grün gewaschenen Versprechen belassen können!

Im Folgenden haben wir ein paar Fakten zusammengefasst, um zu zeigen was für dramatische Ausmaße die Plastikkrise schon jetzt angenommen hat.

Viel Müll von Wenigen produziert!

2019 haben 31 große Konsumgüterkonzerne erstmals ihre Plastik-Daten veröffentlicht. Sie zeigen, wie viel Kunststoff von relativ wenigen Herstellern stammt (Plastikatlas Abb. S. 13). Im Jahr 2019 wurden 88.000.000.000 Einweg-Plastikflaschen allein von Coca-Cola produziert. Aneinander gereiht würden diese 31-mal zum Mond und zurück reichen! Bei den anderen Global Playern aus den TOP 4, Nestlé, Danone und Unilever sieht es nicht viel besser aus.

Wir können uns aus der Plastikkrise nicht heraus recyceln!

Ein Blick auf die Geschichte zeigt: Nur ein Bruchteil des weltweit produzierten Plastiks wird tatsächlich recycelt. So sind von 8 Mrd. Tonnen, die seit 1950 produziert wurden nur 14% recycelt worden. Der Rest gelangt, teilweise völlig unkontrolliert, in unsere Umwelt und belastet unsere Ökosysteme und Gesundheit! Die Produktion neuer Kunststoffe ist für Unternehmen billiger als das aufwendige Trennen und Aufarbeiten von Müll beim Recycling oder die Entwicklung neuer umweltfreundlicher Mehrwegsysteme.

Plastik heizt das Klima an!

In der Klimapolitik liegt der Fokus größtenteils auf der Energie- und Verkehrswende. Aber auch die Industrie ist von erheblicher Bedeutung für die weltweiten CO2-Emissionen. Vor allem die Kunststoffproduktion trägt dazu bei, dass diese weiter zunehmen. Kunststoffe und synthetische Fasern werden aus Öl und Gas gewonnen – über 99% basieren auf fossilen Rohstoffen. Weltweit nimmt der Ölverbrauch in keinem anderen Bereich so stark zu wie bei der Herstellung petrochemischer Produkte. 

Die weltweite Plastikproduktion ist auf einen absurden Wert von jährlich über 400 Mio. Tonnen gestiegen! In jeder Phase des Plastik Lebenszyklus werden Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase freigesetzt. Das beginnt, wenn die fossilen Rohstoffe gewonnen, raffiniert und in energieintensiven Verfahren verarbeitet werden, und endet, wo Kunststoffabfälle entsorgt oder verbrannt werden. Dies hat enorme Auswirkungen auf die Bemühungen, die globalen Klimaziele zu erreichen. 

Laut Berechnungen des CIEL (Center for International Environmental Law) könnte bis 2050 allein durch die Produktion und Verbrennung von Kunststoffen ein Ausstoß von 56 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent verursacht werden. Das entspricht 10-13 % des gesamten Kohlenstoffbudgets, das wir einhalten müssen, um die 1,5-Grad Zielmarke zu erreichen. 

Bio-Plastik ist nicht Bio!

Die Bezeichnung weckt falsche Hoffnungen: Bio-Plastik ist weder in Gewässern, noch im Boden oder auf dem Kompost abbaubar. Selbst industrielle Kompostieranlagen sind nicht auf die Verwertung von bio-basierten Kunststoffen ausgelegt, sodass sie zusammen mit herkömmlichem Plastik aussortiert und verbrannt werden. Zudem werden die Rohstoffe für die Bio-Plastik Produktion oft im Ausland angebaut. Dafür werden großflächig Wälder gerodet und es kommen Dünger sowie gefährliche Pestizide zum Einsatz. Auch das schadet der Natur und den Menschen. Darüber hinaus steht der Rohstoff-Anbau in Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Wir sind der Meinung: Die Debatte um Bio-Plastik lenkt von der dringend notwendigen Kehrtwende im Verpackungssektor ab.

Aufgrund all dieser Fakten ist für uns klar: die Herstellung von Kunststoffen muss drastisch reduziert werden! Wir fordern die großen Konzerne deshalb auf endlich in zukunftsfähige Verpackungsalternativen zu investieren, statt unseren Planeten mit ihren Produkten zu vermüllen, unser Klima zu belasten und unsere Gesundheit aufs Spiel zu setzen!

Das oberste Ziel für den Weg aus der Plastikkrise muss lauten: Die Vermeidung von Abfällen.

Mehr Informationen und die Möglichkeit am Arbeitskreis zu diesem Themenbereich mitzuwirken findest du auf der BUNDjugend Webseite unter der Projektseite von 0,0 Plastikmüll.  Dort und über Social Media halten wir euch auch über die Veröffentlichung der Daten aus dem Brand Audit Programm auf dem Laufenden.

1 Kommentare

  1. Sehr guter und informativer Beitrag. Unmöglich ist es, wenn Manche den Müll nicht einen Abfalleimer werden, sondern einfach auf den Boden… :/

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