Von Ufos und Juwelen

© Gordon Welters/ Greenpeace

Aus dem dunklen Wald strahlte es heraus wie ein riesiges Ufo. Nur leider war das grelle Licht, nicht aus einem Science-Fiction Film, sondern kam von den zahlreichen Strahlern der Polizeistruktur. Der Polizeistruktur, welche umzingelt von kilometerlangem Bauzaun mit Stacheldraht eher an ein großes Gehege im Zoo erinnert. Der Polizeistruktur, aus der auch heute hunderte Polizist:innen ausbrachen und das Barrio Oben umstellten.

Ich bin heute Morgen nur in den Danni gekommen, um mir ein eigenes Bild von der aktuellen Situation zu machen und um im Zeltcamp mit anzupacken. Plötzlich war das Barrio, in dem ich gerade meine Mittagspause verbrachte, gekesselt und ich konnte und wollte hier nicht mehr weg. Zusammen mit den anderen Aktivisti bildete ich eine Menschenkette hinter der sporadisch gebauten Schutzmauer aus Ästen und kleineren Baumstämmen.

„Unsere Polizei ist ein Juwel“

sagte einmal Horst Seehofer

Genau, dachte ich, als ich der Polizei direkt in die funkelnden Augen schaute: Juwelen; sie sind teuer, manche stellen ihren Nutzen in Frage und es gibt viel mehr davon, als man denkt.

Ich war schon auf vielen Demonstrationen mit tausenden von anderen Menschen. Aber niemals zuvor habe ich so viele Polizist:innen für so wenige Menschen anrücken sehen. Wir Aktivisti waren gerade so genug für eine Menschenkette um das Barrio herum. Und ich sah den Wald vor lauter Uniform nicht mehr.

Gordon Welters/Greenpeace

Und dann kam der Harvester. Er stoppte unmittelbar vor den drei Tripods, die sich außerhalb der Schutzmauer und vor der Menschenkette befanden. Ich hatte richtig Angst, als die Stämme des Tripods vor meiner Nase wackelten und Stück für Stück von der Polizei abgesägt wurden. Der Aktivisti hing noch mit einem Arm in einer Schlinge und taumelte zwischen den Stämmen hin und her. Zum Glück konnte er sich mit den Füßen halt verschaffen, er war ungesichert und wäre sonst hinabgestürzt. Ein anderer Aktivist in meiner Nähe wurde über den Boden geschleift. Den Sanis wurde zunächst der Weg verwehrt, obwohl der Aktivisti offensichtlich Hilfe benötigte. Warum hatte denn nicht eine:r der Polizist:innen an die Hebebühne für eine gesicherte Evakuierung gedacht? Reine Juwelen eben, diese Polizei.

Nachdem die Tripods geräumt waren, zerstörte der Harvester in rasanter Geschwindigkeit die aufgebauten Barrikaden und die Schutzmauer. Wäre ich Stabhochspringer:in, hätte ich mit Leichtigkeit auf die Maschine springen können. Von Sicherheitsabstand zu solch gefährlichem Gerät hatte hier wohl noch niemand etwas gehört. Mein Kopf wäre jedenfalls so matschig wie der Boden gewesen, wäre etwas aus der Harvester-Schaufel herausgefallen.

Nach vier Stunden und mit Anbruch der Dunkelheit zogen sich Polizei und Harvester zurück in ihr Gehege. Durchgefroren und mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg zurück zu meinem Fahrrad und auf den Heimweg. Ich bin glücklich, dass wir die Räumung der Baumhäuser heute verhindern konnten. Ich bin verärgert, so viel Verantwortungslosigkeit von einer staatlichen Instanz gesehen zu haben. Die Definition im Duden trifft hier jedenfalls nicht mehr zu.

Mit eisigen Fingern lenkte ich mein Fahrrad über den matschigen Feldweg. Rechts von mir sah ich das strahlende Ufo im dunklen, friedlichen Wald. In der Ferne hörte ich einen Lautsprecher. Die Polizei machte sich bereit für den nächsten Wasserwerfer Einsatz und stürmte das Barrio, wie ich später las.

Wie schön es wäre, wenn dieses Ufo-Gehege einfach wegfliegen würden. Vielleicht auf eine zweite Erde, die es ausbeuten und kaputt machen kann. Ich brauche hingegen unsere Erde, genauso wie alle anderen Menschen. Ich beschütze, was ich brauche und hoffe, dass der Protest für den Erhalt des Danni weiter geht und erfolgreich sein wird! Wir brauchen alle Wälder!


Text von Maike

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