Bericht vom Open Hardware Forum

Die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft wird als Weg in eine nachhaltige Zukunft gesehen. Doch wie gelangen wir dorthin? Welche Rolle spielen die Zivilgesellschaft und die offene Technologiegestaltung dabei? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Open Hardware Forum, das am 13. März in Berlin stattgefunden hat.

In den Themenwerkstätten wurde sich zu drei Schwerpunktthemen ausgetauscht: Open Science Hardware, Kreislaufwirtschaft mit Offenen Technologien und Internationaler Wissenstransfer. Ich habe die Themenwerkstatt zu Kreislaufwirtschaft besucht. Dort wurden zuerst (in Anlehnung an die SDGs) die ODGs (Openness Development Goals) vorgestellt:

  • Open Data und Open Source: Digitale Informationen sollten für alle zugänglich und nutzbar sein, damit Menschen überall auf der Welt davon profitieren können. Wenn Daten offen sind, können Menschen zusammenarbeiten und Ideen austauschen, um Lösungen für Probleme zu finden. Open Source ist oft auch mit dem Gedanken verbunden, dass Wissen und Technologie für alle frei zugänglich und nutzbar sein sollten und basieren auf der Idee des offenen Austauschs und der Zusammenarbeit, um Innovationen und Fortschritt zu fördern.
  • Standardisierung: Produkte sollten so gestaltet sein, dass sie einfach repariert und weiterverwendet werden können. Wenn Produkte nach bestimmten Standards hergestellt werden, sind sie miteinander kompatibel und können leichter repariert oder umgewandelt werden, ohne neue Teile oder Geräte kaufen zu müssen.
  • Einfache und offene Gestaltung: Produkte sollten so gestaltet sein, dass sie einfach und ohne teure Werkzeuge hergestellt oder repariert werden können. Wenn mehr Menschen in der Lage sind, Produkte herzustellen oder zu reparieren, kann das dazu beitragen, Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu sparen
  • Ko-Kreation: Wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und Wissen zusammenarbeiten, können sie innovative Lösungen für komplexe Probleme finden. Wenn alle am Entwicklungsprozess beteiligt sind, können die Bedürfnisse und Perspektiven aller berücksichtigt werden.
  • Offener Prozess: Wenn Entwicklungsprozesse offen sind, können sie an neue Ideen und Veränderungen angepasst werden. Produkte sollten so gestaltet sein, dass sie einfach umgewandelt oder weiterentwickelt werden können, um neue Anforderungen oder Bedürfnisse zu erfüllen.
  • Transparenz und Schutzrechte: Informationen sollten für alle zugänglich sein, um Zusammenarbeit und Fortschritt zu fördern. Gleichzeitig müssen die Rechte der Urheber und Erfinder respektiert werden. Durch eine ausgewogene Gestaltung von Schutzrechten können beide Ziele erreicht werden.
  • Natürliche Potentiale bewahren: Produkte sollten so gestaltet sein, dass sie die natürlichen Ressourcen schonen und die Umwelt schützen. Eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigt die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen und sorgt dafür, dass Ressourcen fair verteilt und genutzt werden.

Danach wurde sich in Kleingruppen zu Herausforderungen ausgetauscht und die Frage diskutiert, was es politisch für die Umsetzung der ODGs braucht. Aber auch Positivbeispiele wie das Recht auf Reparatur wurden diskutiert.

Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus Impulsen und Diskursen aus Praxis und Politik. Unter anderem wurden Open-Hardware-Projekte vorgestellt, mit denen sich Ressourcen erzeugen, wiederverwenden und sparen lassen:

GARNPRODUKTION VON UNTEN

Das Studio HILO bietet Bildungsangebote im Bereich der Textilproduktion an, bei denen man lernen kann, wie man Stoffe selbst produziert. Die Entwickler*innen haben einen 3D-Drucker gebaut, mit dem Garn hergestellt werden kann. Außerdem haben sie eine Textilrecyclingmaschine entwickelt, die es ermöglicht, alte Kleidungsstücke zu recyceln und dem Produktionskreislauf wieder zuzuführen.

MIT WIND STROM SELBST ERZEUGEN

Die Kleinwindenergieanlage vom Windkit-Projekt kann dazu genutzt werden, um Insel-Systeme mit Strom zu versorgen, die nicht an das allgemeine Stromnetz angeschlossen sind. Die Anlage lädt beispielsweise Batterien auf, die dann durch einen Wechselrichter auch normale Haushaltsgeräte mit Strom versorgen können und trägt zur dezentralen Stromversorgung bei.

SOLARES TRINKWASSER VON VIELEN FÜR ALLE

Libre Water ist eine Technologie, mit der man Salzwasser und verschmutztes Wasser in Trinkwasser umwandeln kann. Mit der solaren Meerwasserentsalzungstechnologie haben die Entwickler*innen ein einfaches System entwickelt, mit dem in entlegenen Regionen mittels Sonnenenergie Wasser entsalzt werden kann. Das System ist so einfach und kompakt, dass es mit gängigen Werkzeugen und Maschinen einfach nachgebaut oder angepasst werden kann.

Die detallierten Beschreibungen sowie weitere Projekte könnt ihr hier nachlesen: https://hardware.forum-open.de/assets/data/FOH23_Publikation_2023_WEB.pdf .

Die genaue Dokumentation und Aufzeichnung des Impulsvortrags „Mit Open Hardware Ressourcen erzeugen, wiederverwerten und sparen“ von Peter Troxler und des Abschlusspanels: „Mit offenen Technologien und einer aktiven Zivilgesellschaft zur zukunftsfähigen Gesellschaft?“ findet ihr hier: https://hardware.forum-open.de/2023/publikation/

Ein Beitrag von Irma Beuscher

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