Leben ohne Plastik: Ein Selbstversuch

von Katharina Huboi:

Bereits nach den ersten 4 Tagen Klimafasten, bin ich schon leicht gefordert von meiner Challenge. Was ist Klimafasten? Klimafasten ist ein Selbstexperiment, sich während der christlichen Fastenzeit an einer beliebigen Art von nachhaltigerem Leben zu versuchen, sei es vegane Ernährung, Verzicht aufs Auto, keine Make-up oder in meinem Fall: Verzicht auf Plastik und Rauchen.

An sich ist nicht rauchen kein Problem, ich rauche eh selten, wenn man aber wegen des verkomplizierten Alltags ohne Plastik schlechter gelaunt ist, wäre ‘ne Kippe hier und da doch eine schöne Sache so an sich. Tja, schlecht gewählte Kombi, selber schuld.

Aber mal ehrlich, das ist doch eine blöde Idee auf Plastik zu verzichten; es ist doch eh alles aus Plastik, soll ich jetzt keine Waschmaschine benutzen und wenn ich mein Brot in Papiertüten kaufe, wird’s halt schneller trocken und ich schmeiße ggf. einen Teil weg und wenn ich statt mancher Folien-Verpackungen Dinge in Dosen oder Tetra Packs kaufe ist damit doch auch niemanden geholfen oder? Außerdem sind Tetra Packs auch aus Plastik, du dumme Nuss, und ja du kannst viel in Gläsern kaufen, aber dann ernährst du dich auch nur noch von veganer Curry-Ingwer Paste, Joghurt und sauren Gurken. Und wenn ich wegen schwieriger Beschaffung von Käse öfter zur Avocado greife, wird mehr CO2 aus Flugzeugturbinen gepustet. Wie viele Avocados sind einmal Scheibenkäseverpackung? Oder ist es vielleicht sogar andersherum: Wie viel Scheibenkäsemüll ist einmal Avocado-Anbau und -Import? Meine Mehrwegverpackungen machen beim Abwaschen Wasser mit Spüli-Chemie schmutzig. Aber das ist doch nicht so viel Wasser wie das, was bei der Reinigung von Müll im Recycling-Prozess verwendet wird…oder?

Ich bin übermotiviertes Halbwissen auf zwei Beinen. Ich weiß nicht, ob Dosen oder PET umweltschädlicher sind und kann den Ressourcenverbrauch von verschiedenen Produkten nicht berechnen, um sie zu vergleichen. Ich weiß nicht, wie man die CO2-Belastung mit der Belastung durch Müll vergleichen kann. Viel zu viele Parameter, alles Äpfel und Birnen und mir fehlt das Fachwissen.

Meine Totschlag-Argumente für den Plastik Verzicht sind, 1) dass man dabei in vielen Punkten gar nicht auf andere Verpackungen umsteigt, sondern lose kauft und 2) dass ich bei Papier, für das ja die ganzen wichtigen Bäume gefällt werden, davon ausgehe, dass wenn ich es ins Gebüsch werfen würde, es durch den Darm von einem Regenwurm zu Erde wird oder so. Kunststoffe sind absolut nicht abbaubar, sie zerfallen bloß und schaden auf mindestens zweierlei Art: Zu nächst einmal „mechanisch“ in dem sich Tiere verheddern und ersticken oder sie gefressen werden, unverdaulich sind und Tiere bei vollem Magen verhungern. Und das sind keine dummen Zufälle, das passiert zu Hauf und dadurch könnten Ökosysteme kippen. Außerdem geben sie früher oder später, wenn sie lange genug rumliegen einige ihrer chemischen Bestandteile ab und sind giftig. Beliebtestes Beispiel sind wohl die Weichmacher, die an Östrogen-Rezeptoren andocken und somit Prozesse von weiblichen Hormonen im Körper in Gang setzten, die gar nicht da sind bzw. in viel geringerer Konzentration. Ergebnis: Keine neuen Knuts auf dem Nordpol. Ja auch dort kann man Kunststoff nachweisen, wie überall, alles ist verbunden und nirgends ist es clean. Gute Nacht, liebe Welt. Menschheit, wie kann man nur so hart verkacken?

Genug des Negativen. Ihr seht, man muss sich einige Gedanken machen, wie man seine Challenge definiert, in meinem Fall bin ich dazu gekommen, dass ich nicht ganz auf Plastik verzichte, sondern lediglich auf den Einkauf von in Plastik eingepackten Produkten, damit nähert man sich ein großes Stück dem „Zero-Waste“ Leben, aber weniger radikal. Ich kaufe Dosen und Tetra Packs lasse ich mir selber auch durchgehen, weil diese für Kunststoffprodukte wohl noch recht gut recyclebar sein sollen, habe ich gehört (Achtung: Postfaktismuswarnung!).

Adieu, over and out.

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