YFoEE Sommercamp 2013 auf Lofoten in Norwegen

Von Anna:

Das diesjährige Sommercamp der Young Friends of the Earth Europe (YFoEE) fand vom 28. Juli bis zum 06. August 2013 auf Lofoten in Norwegen statt. Neben der Vernetzung mit Umweltorganisationen aus der ganzen Welt, ging es um den Kampf gegen Erdölbohrungen im Fjord von Lofoten.

„Hello. I am Anna from the Netherlands.“
„Koen.“
„Hi, my name is Daria and this is Ursula. We are from Switzerland.“
„I’m Tamara. From Spain.“

Ein wenig überfordert standen wir am Bahnsteig und stellten uns den anderen vor. Wir, das waren Charlotte und ich, die Repräsentantinnen der BUNDjugend Deutschland auf dem internationalen Sommercamp der YFoEE. Wir waren auf dem Weg nach Oslo, dem ersten Sammelpunkt der fast 100 Teilnehmer*innen. Bereits im Zug in Schweden hatten wir Bekanntschaft mit einigen gemacht und versuchten nun, die vielen Namen zu behalten. Zum Glück waren wir nicht die einzigen. Schließlich kannten sich die meisten anderen auch noch nicht lange. Am ersten Abend des Camps hatten wir Zeit, das nachzuholen. Wir trafen junge Aktive aus der ganzen Welt. Die meisten europäischen Länder waren vertreten, und es gab sogar Delegationen aus Nigeria, Kanada und Korea. Gemütlich saßen wir zusammen beim Essen und tauschten uns aus – über Leben und Tätigkeiten, Länder und Kulturen, Umweltbewegungen und politische Konflikte. Die Stimmung war sehr herzlich.

Am nächsten Tag informierten wir uns über die Situation in Lofoten, Versterålen und Senja. Die Inselgruppe ist ein einzigartiges Gebiet. Dort nisten jedes Jahr 28 verschiedene Seevogelarten, viele Arten überwintern dort. Im Wasser befindet sich das weltweit größte Kaltwasserriff, das Røst-Riff. Die Korallenriffe sind Lebensraum zahlreicher Fischarten und nur in dem Gebiet um die Lofoten-Inseln werden die norwegischen Killerwale geboren. Ein wichtiger Arbeitszweig in der Region ist die Fischerei. Mit dem weltweit größten Dorschbestand versorgen norwegische Fischer*innen die ganze Welt mit Stockfisch.

Sowohl die unglaubliche Natur, als auch die traditionelle Fischerei werden zurzeit von einem mächtigen Gegner bedroht: Der Ölindustrie. Die Erdölbohrungen würden die Meeresorganismen zerstören und die Fischer*innen wären ohne Arbeit. Durch verstärkte CO2-Emissionen würde bei Ölbohrungen aber auch der Klimawandel unterstützt, dabei wissen wir schon lange, dass wir die Erderwärmung aufhalten müssen. Das betrifft den Lebensraum von Menschen auf der ganzen Welt. Obwohl Norwegen mit 5 Millionen Einwohner*innen ein verhältnismäßig kleines Land ist, ist es einer der größten Öl- und Gasexporteure. Es ist Zeit gekommen, daran etwas zu ändern! Also wollten wir viel Aufmerksamkeit auf die Lofoten ziehen und daher bot es sich an, gerade dort ein internationales Camp abzuhalten.

Mit diesen Gedanken begannen wir am Abend die 24-stündige Reise nach Lofoten. Auf der langen Zugfahrt lernten wir uns besser kennen und tauschten beim sogenannten Skillsharing Wissen und Erfahrungen aus. So entstanden interessante Diskussionen über nachhaltige Häuser oder die Rechte der indigenen Bevölkerung im Norden Amerikas.
Spät in der Nacht kamen wir im eigentlichen Camp auf Lofoten, im Norden Norwegens, an. Wir bewunderten die Schönheit der Inseln und das kalte, klare Meer, den hellgrauen Nachthimmel, schroffe Berglandschaften, saftige Wälder und sprudelnde Bergflüsse. Diese Region sei der schönste Teil des Landes, hatte man uns gesagt und dem konnten wir nur zustimmen.

Jeden Tag gab es im Camp sowohl Vorträge und Diskussionen, als auch praktische Aktivitäten im Freien. Wir informierten uns über die Umweltbewegungen in anderen Ländern, sprachen über Konflikte und Erfolge, erzählten von Kampagnen der YFoEE-Gruppen und planten gemeinsam Aktionen, unter anderem für den Global Month of Action on Energy, der vom 11. Oktober bis zum 11. November 2013 auf der ganzen Welt stattfinden wird. So berichtete Danny von No dash for gas von der Besetzung einer Erdölplattform, Joe aus Nigeria erzählte von den durch die Ölindustrie verursachten Ungerechtigkeiten in seinem Land, Daria und Ursula aus der Schweiz zeigten, wie man Kinder für die Natur begeistert und Cameron aus Kanada stellte das Konzept Divestment vor. Ob Fracking und Erdölförderung, Kohle, nachhaltige Landwirtschaft oder Konsum – wir tauschten uns aus und bestärkten uns gegenseitig in unseren Absichten.

Dabei waren wir immer wieder erstaunt über den starken Zusammenhalt der Gruppe. Wir waren fast 100 Personen aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen und Kulturen; trotzdem fühlten wir uns eng miteinander verbunden und jede*r Einzelne war in der Gruppe aufgehoben. In der Zeit zwischen den Vorträgen lernten wir litauische, lettische, nigerianische oder spanische Tänze, tranken englischen Tee und probierten norwegischen Käse und Süßigkeiten aus den verschiedensten Teilen der Welt. Wir lachten und unterhielten uns mit einer Leichtigkeit, als würden wir uns schon lange kennen.

Zusammen mit dem gleichzeitig stattfindenden norwegischen Camp von Natur og Ungdom (Natur und Jugend) durfte jede*r zwei Aktivitäten auswählen: Fischen, Wandern, Skaten, Reiten, eine Walsafari, eine Fototour, Schwimmen, einer Strandreinigung, Glasblasen und eine Übung für zivilen Ungehorsam im Wasser wurden angeboten. Außerdem veranstalteten wir eine Sportmeisterschaft, die unser Team gewann! 😉
Am letzten Tag wurde mit einem Folkefest noch einmal Aufmerksamkeit erzielt. Nnimmo Bassey, Träger des alternativen Nobelpreises, reiste an und hielt eine Rede über Ölbohrungen im Fjord von Lofoten und es gab eine lange Podiumsdiskussion von norwegischen Politikern.

Viel zu schnell war die Woche vorbei und wir traten die lange Heimreise an. Gestärkt in unseren umweltpolitischen Absichten, mit neuen Ideen im Kopf und interessanten Begegnungen, verteilten wir uns wieder auf unsere Länder.
Wir haben diesen Austausch sehr genossen und sind froh, zu wissen, dass Menschen auf der ganzen Welt für Klimagerechtigkeit und erneuerbare Energien kämpfen.

Ob in Kanada, Nigeria, Norwegen oder Russland – Keep the oil in the soil!

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