Seit mehr als zwei Jahren gibt es bei uns an der Rudolf-Steiner-Schule München-Schwabing eine Schüler-Reparaturwerkstatt. Die Idee dazu hatte unser Physiklehrer Walter Kraus, der ein engagierter Umweltschützer und begeisterter Tüftler ist. Wir haben mit mehreren Gruppen aus Freiwilligen begonnen, inzwischen arbeiten Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 11 an mehreren Tagen in der Woche in der Werkstatt. Es gibt 6 Arbeitsplätze mit Werkzeug, Lötkolben, Lupen usw., an denen 12 Schülerinnen und Schüler reparieren können. Die Ausstattung der Werkstatt wurde mit Hilfe von Spenden angeschafft (wir brauchten rund 1.000 €).
Unsere Werkstatt ist inzwischen keine Freiwilligen-AG mehr und auch kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern ein regulärer Teil des Unterrichtsangebots.
Und so funktioniert die Schüler-Reparaturwerkstatt: Während der Öffnungszeiten kommen Kunden und bringen defekte Gegenstände vorbei. Wir Schülerinnen und Schüler füllen mit ihnen zusammen einen Laufzettel aus, was an dem Gerät kaputt ist, wie der Kunde zu erreichen ist, falls Ersatzteile gekauft werden müssen und auch, warum der Kunde an dem Gerät so hängt, dass er es lieber repariert bekommen will, als ein neues Gerät zu kaufen. Für uns ist es interessant, mit den unterschiedlichsten Kunden Kontakt zu bekommen, alle Bevölkerungsgruppen sind vertreten. Besonders freuen wir uns, wenn wir Hartz IV-Empfänger unterstützen können, die sich keinen Neukauf leisten könnten. Die Reparatur ist für die Kunden kostenlos, es werden lediglich Ersatzteile berechnet.
Nach dem Kundengespräch machen wir uns in Zweierteams auf die Suche danach, was genau defekt ist. Wenn wir allein nicht weiterkommen, gehen wir an die PCs in der Werkstatt und machen uns mit YouTube, in Reparaturforen oder auf Herstellerseiten schlau. Und wenn auch das noch nicht reicht, gibt es den Lehrer und ehrenamtliche Reparaturanleiter, die uns mit Fragen und kleinen Tipps unterstützen. Eine ganz wichtige Erfahrung für uns beschreibt Paul aus der 6. Klasse so: „Wie schwierig das Öffnen der Geräte ist. Man kriegt mit, dass die Hersteller das gar nicht wollen. Und wenn man es dann endlich aufgekriegt hat, sind doch auch nur Kabel drin!“
Dann versuchen wir den Gegenstand zu reparieren. Es ist erstaunlich, dass manchmal nur ein Kabel locker ist. Oft müssen aber auch Teile ersetzt werden. Dafür haben wir mehrere Wege gefunden: Entweder besorgen wir das Ersatzteil in Absprache mit den Kunden, oder wir werden kreativ und basteln eine Hilfskonstruktion. Wenn wir Ersatzteile aus Kunststoff brauchen, stellen wir diese mit unserem 3D-Drucker selbst her; wie das geht, haben wir in unserer Werkstatt gelernt.
Fotos von: Hannes Rohrer
Wir sammeln jede Menge Erfahrungen beim Reparieren. So haben wir z.B. mit der Zeit rausgefunden, dass bestimmte Geräte bestimmte typische Fehler haben, z.B. der Wasserzulauf bei Kaffeemaschinen oder die Kabel an Bügeleisen. Inzwischen haben wir mehr als 300 Reparaturen erfolgreich durchgeführt!
Wir finden es super, dass wir an unserer Schule lernen können, dass es sich lohnt, Dinge zu reparieren, statt sie einfach wegzuwerfen. Das ist uns wegen dem Thema Nachhaltigkeit wichtig, aber auch, weil wir alle jetzt zu Hause viel mehr reparieren können. Das ist gar nicht so schwierig, und es macht viel Spaß und bringt Erfolgserlebnisse. Sophie aus der 10. Klasse berichtet: „Ich hatte schon an meinem ersten Tag in der Schüler-Reparaturwerkstatt ein Erfolgserlebnis, das hat mich ganz enthusiastisch gemacht! Ich hatte vorher noch nie gelötet und hab rausgefunden wie es geht. Dass man damit so einfach Kabel verbinden kann!“ Wir finden: Das braucht man einfach für’s Leben!
Alle unsere Erfahrungen kann man jetzt in einem Handbuch nachlesen. Es heißt „Reparieren macht Schule“ und enthält alle Informationen, um an einer Schule eine solche Werkstatt einzurichten. Wir stellen unsere Werkstatt und das Handbuch am 23./24. November 2018 in unserer Schule vor und wünschen uns, dass viele Schüler-Reparaturwerkstätten entstehen! Näheres über uns könnt Ihr auf unserer Homepage erfahren: http://www.schueler-reparaturwerkstatt.de
Hat dies auf
Beratung von Experten Blog.
gebloggt.
Hallo. Seit etwa 2 Jahren gebe ich Kurse zum Thema „Nachhaltigkeit macht Schule“ in Luxemburg in den Grundschulen. DIeser Job war erst nur teilzeit, aber durch den großen Erfolg habe ich nun den anderen Job gekündigt um mich ganz dieser Tätigkeit zu widmen. Ich finde es sehr wichtig die Kinder(Erwachsene von Morgen) zu diesem Thema zu sensibilisieren. Ihr Projekt „Schüler Reparaturwerkstatt“ hat mich sofort begeistert! Ich möchte dieses Model auch hier in Luxemburg in verschiedenen Schulen einführen. Gib es irgendwelche Hinweise und Tips die Sie mir geben können? Repair Cafés sind auch bei uns immer beliebter.
Freundliche Grüße
M. Barros
…und hier noch eine Kurznachricht mit LINK zur Internetseite der Energieagentur Luxemburg
danke für den beitrag!!