„Auf dem Land braucht man einen Führerschein. Das ist einfach so!“
Das hat bestimmt jeder von euch schon mal gehört. Ich habe das auch immer gesagt bekommen. Sogar jetzt noch sagt mir jeder, ich bräuchte einen Führerschein. Wieso ich trotzdem keinen habe? Das möchte ich hier kurz erzählen. Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich jeden Tag den Bus genutzt. Der fuhr morgens, in etwa passend hin und manchmal sogar wieder zurück. Aber irgendwann ging mir das richtig auf die Ketten. Immer wenn ich mich mit meinen Freunden treffen wollte, musste ich um 17:31 in den Bus steigen, weil das der letzte war. Ich wollte Unabhängigkeit, konnte aber noch keinen Führerschein machen.
Dann kam mir eine total verrückte Idee: Wieso nicht einfach auf das Fahrrad steigen und los düsen?
Und das habe ich dann auch einfach gemacht. Der unsportliche Jonas ist einfach auf sein Fahrrad gestiegen und die 11 Kilometer zur Schule gefahren. Die ersten Male waren die Hölle. Damals hätte ich viele Bezeichnungen für das Radfahren gefunden: anstrengend, ätzend, zum kotzen, nervig, tödlich. Kurzgesagt: einfach scheiße. Aber nach den ersten zwei Wochen wurde es immer besser. Ich habe mich auch im Alltag so richtig fit gefühlt und konnte endlich flexibel bei meinen Kumpels bleiben.
Durchs Fahrradfahren habe ich einige der schönsten Momente meines bisherigen Lebens gehabt.
Und da kommen garantiert noch mehr dazu. Das war für mich ein großer Wendepunkt. Denn als sich mein ökologisches Bewusstsein entwickelte, wurde mir immer mehr klar, dass der gesellschaftliche Druck, einen Führerschein zu machen, auch nicht mehr ist als eben nur Druck. Denn selbst meinen Weg zur Arbeit, das sind momentan 28,9 Kilometer, fahre ich auch jeden Tag ohne Probleme. Die Einkäufe erledige ich zu Fuß. Klar ist das nicht so effizient. Es ist auch nicht schnell. Aber wenn ich dann am Morgen auf meinem Rad sitze oder durch die Dörfer laufe, die Sonne aufgeht und mich langsam aufwärmt, dann weiß ich dass ich die richtigen Entscheidungen (zumindest im Bereich Mobilität) getroffen habe.

Ein paar Kilometer Pause vom „Fridays for Future“-Stress
Immer wieder, vor allem durch Fridays For Future, komme ich gar nicht mehr raus aus dem Stress. Die Kommunikation, Planung und Mobilisierung…. Immer gibt es etwas zu tun. Am Wochenende arbeiten oder statt zu schlafen rum zu grübeln. Aber auf dem Fahrrad kann ich da nichts machen. Wie auch? Ich hab ja eh kein Netz. Also erwische ich mich oft dabei, wie ich einfach nur die Natur genieße oder mich zu neuen Spitzen treibe. Klar, es geht nicht so schnell! Und bei -10°C ist es vermutlich auch ein bisschen verrückt. Aber das ist auch gut so. Ich habe zu meiner Anfangszeit über 100 Kilo gewogen. Es scheitert nicht am Körper, sondern nur am Willen. Und man wird auf jeden Fall fürs Anfangen belohnt!
Viele Grüße,
Jonas (BUNDjugend Nienburg)
Diesen und weitere spannende Texte findet ihr im Klimafasten Kalender der BUNDjugend Niedersachsen
Glückwunsch! Bin regelmäßig auf dem Rad unterwegs und genieße das jedes mal 🙂