Und dann waren es doch 36.000 Menschen. Ein Kommentar zum Berliner Klimastreik am 23.09.2022.

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Kürzlich war es wieder so weit: Fridays For Future rief in ganz Deutschland zum Globalen Klimastreik auf. Unter dem Motto: „People not Profit“ gingen tausende Menschen auf die Straße, um ein Statement zu setzen. Zentrale Forderung war dabei, den Globalen Norden mehr in die Verantwortung zu nehmen und gesonderte 100 Milliarden bereitzustellen, damit Energiefragen mit einer Verkehrswende und dem Ausbau von erneuerbaren Energien zumindest teilweise beantwortet werden können. Denn es bleibt keine Zeit mehr. „Die Zukunft der Klimakatastrophe, die Zukunft, die niemand wollte“ ist schon längst da, sagt Luisa Neubauer.

In Berlin startet die zuvor viel beworbene Demonstration um zwölf Uhr am Invalidenpark. Eingeteilt in verschiedene Blöcke setzt sich die Masse nach zwei, drei Programmpunkten in Bewegung Richtung Charité. Dabei sind nicht nur Schüler*innen, sondern alle von Klein bis Groß, teilweise auch mit der ganzen Familie. Rechts und links springen einem bunte liebevoll gestaltete Plakate ins Auge – ein riesiger Grünkohl weist dabei auf Alternativen zur Braunkohle hin oder man ist um die Zukunft von Olaf – bekannt aus den Disney Filmen „Frozen“ – besorgt.

Momente später kommen wir an beim Berliner Sitz der FDP. Die gelbe Fahne weht über der Menge, von der es angeregt durch die Verantwortlichen der Demo schallt: „Ganz Berlin hasst die FDP!“
Ob diese Aussage sich auf die Entscheidungen Lindners bezüglich des 9€-Tickets bezieht oder als allgemeingültig angesehen wird, bleibt offen. Fridays For Future möchte überparteilich sein und das auch bleiben. Aber ist das dann noch der richtige Weg, demokratische Parteien bei so einem medial wirksamen Anlass mit einem starken Wort wie „Hass“ zu verbinden? Es bleibt ein Wermutstropfen.

Das Thema der Demo an sich ist wichtig, um Verbindungen zwischen wirtschaftlichen Entscheidungen und der Klimakrise sichtbar zu machen. Wie das Motto „People Not Profit“ schon sagt, müssen wir für die Eindämmung der Klimakatastrophe dringend auch unser Wirtschaftssystem überwinden. Wir müssen endlich weg vom kapitalistischen Wachstumsgedanken. „Ich wünsche mir eine nachhaltige Welt und ein gutes Leben mit gleichen Chancen für alle!“, schlussfolgert Jonathan Hornig. „Mich freut es sehr, dass wir heute mit über 30.000 Menschen allein hier in Berlin für eine klimagerechte Welt streiken und zeigen, dass die Zeit rennt!“

Viele andere waren nach dem Streik nicht so optimistisch gestimmt, ihnen fehlte die Energie, die Wut. Über drei Jahre gehen viele von ihnen schon auf die Straße und trotzdem gab es bisher wenig Hoffnungsschimmer bei politischen Entscheidungen und andere Krisen stehen höher im Kurs der gesellschaftlichen Prioritäten. Das alles macht müde, auch innerhalb dieser Organisationen, die besonders seit dem Anfang der Pandemie eine Beteiligungsflaute verzeichnen, die trotz kaum noch bestehender Einschränkungen noch nicht wirklich zurückgegangen ist. Diese Flaute merken wir bei der BUNDjugend ebenfalls. Damit lassen sich vielleicht auch weniger spürbare Protest-Energien erklären und die drastische Formulierung von Demosprüchen. 

Klarere Forderungen für mehr Klimagerechtigkeit wären an dieser Stelle meiner Ansicht nach wichtiger gewesen, denn noch immer gilt was 2019 über Eine Million Menschen durch die Straßen schrien, What do we want ? Climate Justice! When do we want it? Now!!“

Doch trotz allem kann man ein positives Fazit vom Streik ziehen: Die Veranstalter*innen hatten mit viel weniger Teilnehmenden gerechnet, Medien erklärten Fridays For Future schon voreilig für abgeschrieben, dennoch kamen hier in der Hauptstadt wieder über 30.000 und deutschlandweit um die 260.000 Menschen zusammen, um Druck auszuüben und das ist doch ein ziemlich lautes Zeichen. 

Ein Kommentar von Sarah Schalthöfer

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