Soja-Anbau für die Nutztierhaltung

Was bekommen die Tiere, die wir essen, eigentlich zu essen? Woher kommt dieses Essen und welche Opfer werden dafür gebracht? Welche Folgen hat unser immenser Konsum an tierischen Produkten? Diese Fragen habe ich mir schon oft gestellt, v.a. während der Recherche für diesen Vortrag im Arbeitskreis Landwirtschaft und Ernährung der BUNDjugend. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele Menschen sich diese Gedanken nicht machen.

Ich ernähre mich aus Umwelt- und Tierschutzgründen mittlerweile fast vegan und ich kann mich noch gut erinnern, welche Sprüche ich mir, vor allem am Anfang als ich Vegetarierin geworden bin, oft anhören musste: „Du isst meinem Essen das Futter weg“ oder auch „Wie soll denn das funktionieren, wenn jetzt alle Menschen Vegetarier wären? So viel Platz gibt es doch gar nicht auf der Welt, um all das Essen anzupflanzen“. Als 11-Jährige hatte ich damals noch keine klugen Antworten auf solche Aussagen, sondern war eher verwirrt. Heute habe ich Antworten darauf gefunden und die möchte ich gerne mit euch teilen.

Soja – ein günstiges Futtermittel mit hohem Preis

Die Sojapflanze ist noch gar nicht lange in der westlichen Welt bekannt. Sie stammt nämlich ursprünglich aus China und verbreitete sich von dort aus über ganz Asien. Vor allem die Buddhisten schätzten sie sehr als Fleischersatzprodukt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie auch in den USA und Europa bekannt, wird dort aber eher als nahrhaftes Futtermittel für die Massentierhaltung eingesetzt. Allein in den letzten 60 Jahren steigerte sich die Sojaproduktion von 27 Mio. Tonnen auf 360 Mio. Tonnen. In Südamerika wurden zwischen 2000 und 2010 24 Mio. Hektar Land in Ackerland umgewandelt. Das entspricht in etwa der dreifachen Fläche Österreichs. Eine unvorstellbare Größe! In Südamerika wird heute auch der größte Teil des Sojas angebaut, nämlich 75%. Das in Europa angebaute Soja wird hauptsächlich für den Verzehr für uns Menschen angebaut und selten für die Tierzuchthaltung. Wer also ein Sojaschnitzel isst, isst wahrscheinlich eher nicht das Soja, das auf der Fläche von ehemaligem Regenwald angebaut wird, sondern eher solches, das in Europa angebaut wurde. Und selbst wenn das Soja aus Lateinamerika kommt, ist es immer noch eine kleinere Menge, die dafür benötigt wird, als wenn man ein echtes Schnitzel aus Fleisch isst.

Der Vorteil von Soja ist, dass es viel mehr Proteine enthält als jede andere Pflanze und auch mehr als Fleisch, Fisch oder Eier zum Beispiel. Außerdem ist es auch wegen der fehlenden Cholesterine sehr viel gesünder als Fleisch und enthält darüber hinaus wertvolle Omega-3- Fettsäuren, Vitamin E, Lezithin und Isoflavone. Für die Fütterung von Tieren ist es wegen seines hohen Eiweißgehaltes sehr beliebt, aber auch, weil es ein vergleichsweise günstiges Futtermittel ist. Dieser günstige Preis kommt aber bestimmt auch durch schlechtere Arbeitnehmer*innenbedingungen in Südamerika zustande.

Die Umweltschäden und auch die sozialen Folgen dieses massenhaften Sojaanbaus sind verheerend. Ein Problem ist, dass der Anbau sehr viel Platz braucht. Für 1 kg Fleisch braucht es 16 kg Futtermittel. Auf derselben Anbaufläche könnten 160 kg Kartoffeln angebaut werden, wovon sehr viele Menschen satt werden würden. Für diesen massiven Flächenverbrauch werden große Flächen des Regenwaldes gerodet. Dadurch werden Menschen, die dort leben, vertrieben und es werden allein durch die Rodung große Mengen an Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, da die Bäume viel davon gespeichert haben. Dieses CO² wird bei einer Abholzung wieder freigesetzt. Abgesehen davon, geht durch die Abholzung des Regenwalds natürlich auch eine große CO²-Senke verloren, sowie die Artenvielfalt.

Ein weiteres Problem ist, dass viele Pflanzen genmanipuliert sind und mit aggressiven Pestiziden und anderen Giften behandelt werden, welche das Grundwasser verschmutzen und den Boden kaputt machen. Ein weiterer Grund für diese Bodendegradation ist die Monokultur, die den Boden noch zusätzlich auslaugt. Folge davon ist, dass neue Flächen des Waldes gerodet werden müssen. Hinzu kommt die Gesundheitsschädigung der indigenen Bevölkerung durch die Gifte, die in Boden und Wasser gelangen. Außerdem werden Kleinbäuer*innen oft brutal von ihren Feldern vertrieben oder sind gezwungen zu verkaufen, weil sie mit den Großbetrieben nicht mehr konkurrieren können.

Fleischkonsum reduzieren – aber wie?

Im AK für Landwirtschaft und Ernährung haben wir nach diesem Input darüber diskutiert, ob es sinnvoll wäre, einen verpflichtenden vegetarischen Tag in der Woche in allen Kantinen und Mensen einzuführen, da deutschlandweit 157 Mio. Tiere weniger aufgezogen und geschlachtet werden müssten, wenn jeder Deutsche einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde. Wir sind allerdings zu dem Schluss gekommen, dass Verbote oft zu einer Art Trotzverhalten führen und man damit wohl nicht das eigentliche Ziel – die Reduzierung des Fleischkonsums – erreichen könnte. Wir haben uns überlegt, dass es wahrscheinlich sinnvoller wäre, in allen Kantinen auch ein vegetarisches oder sogar veganes Gericht anzubieten, damit man es selbst wählen kann. Und vielleicht entdeckt dadurch ja auch jemand, der sonst sehr gerne Fleisch isst, dass auch fleischlose Gerichte sehr lecker sein können und verzichtet ab und zu darauf.

Außerdem haben wir über den sozialen Status geredet und den Einfluss dessen auf die Menge des Fleischkonsums. Uns ist dabei aufgefallen, dass Fleisch früher teurer war und damit ein Luxusgut. Durch die Massentierhaltung hat sich das aber geändert und gerade Menschen, die sich das früher nicht leisten konnten, wollen jetzt nicht mehr darauf verzichten und sehen das sogar als Rückschritt und Zeichen von Armut.

Ein weiteres Thema war die Frage, ob ein anderes Land Deutschland ersetzen würde, was den Fleischmarkt im Ausland betrifft, sprich ob es global gesehen etwas bringen könnte, wenn Deutschland seine Fleischproduktion stark reduzierte. Wenn Deutschland nämlich nicht mehr so viel Fleisch ins Ausland verkaufen würde, wäre es nämlich möglich, einen größeren Teil des Futtermittels auch hier anzupflanzen. Also z.B. lokal angebauten Soja, aber auch heimische Pflanzen, wie Klee, Sonnenblumenschrot, Erbsen und vieles mehr. Unsere Diskussion hätte noch ewig weitergehen können und wir haben auch nicht für jedes Problem, das uns aufgefallen ist, eine Lösung gefunden. Trotz alledem finde ich es enorm wichtig, weiter darüber zu reden, zu diskutieren, sich die Probleme bewusst zu machen und immer wieder auch nach Lösungen zu suchen. Selbst wenn die Entscheidungen letztlich in der Politik oder den Konzernen getroffen werden.

Hast du auch Lust, spannende Fragen rund um die Themen Ernährung und Landwirtschaft zu diskutieren? Im Arbeitskreis Landwirtschaft sind neue Gesichter immer herzlich willkommen! Melde dich gerne bei susi.hammel@bundjugend.de.


Text von Sarah (AK Landwirtschaft)

Quellen:
https://www.klima-wandel.eu/sojaanbau.html
https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/soja-als-futtermittel
Johann Vollmann(2010).Kraftfutter für Mensch und Vieh. Wiener Zeitung extra,(3./4. Juli), S.3

Grafik aus: Essen,Natur, Tier und wir.

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