„Das Wetter ist hier scheiße, dafür ist die Uni geil“. Es ist ein Uhr Morgens, der Wind trägt den Regen unangenehm von allen Seiten heran, neben mir stapft Vicky durch den Regen. Vicky erzählt mir, sie studiere irgendwas mit Anthropologie. Ich nicke und versuche, trotz meiner Müdigkeit eine Unterhaltung zu führen. Wir gehen eine Straße entlang und kommen zum Studiwohnheim, wo ich die nächsten Tage verbringen werde.
nijmegen
Aller Anfang liegt im Ausland
Das Agentengehabe hat mir von Anfang an gefallen. Deshalb beginne ich meine Mission so, wie ein Bond es auch tun würde: im Ausland. Nijmegen („Näimächen“), das ist eine niederländische Universitätsstadt nahe der Grenze zu Deutschland. Die „Radboud Universiteit“ ist modern eingerichtet und zählt zu den renommiertesten Universitäten der Niederlande, weshalb meine Freundin Marina dort Psychologie studiert.
Verglichen mit Berlin läuft das Leben in der Stadt gemächlich, fast etwas träge daher. Man sieht auf den Straßen sehr viele Fahrräder („Fietser“), es fahren wenige Autos. Geht man durch die dörflich anmutenden Wohngebiete, hält man es nicht für möglich, dass hier 166.369 Menschen leben sollen. Einen Besuch wert ist jedenfalls das historische Stadtzentrum sowie der Marktplatz. Dort kann man ein Käffchen trinken, es sich gut gehen und sich manchmal sogar die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Das mache ich dann auch, bis ich nach zwei Tagen meine Arbeit als Ökostromagent aufnehme.
Ein Agentenleben ist nicht immer einfach
Doch wo anfangen? Das Wetter ist nach wie vor eher bescheiden. Ich stehe am Küchenfenster und schaue hinaus in die trübe Landschaft. Hier und da schält sich ein Universitätsgebäude aus dem grauen Dunst, dazwischen stehen wie hingewürfelt Bäume. Irgendwie will meine Mission nicht so richtig anlaufen. Mein Blick fährt an der braunen Backsteinfassade des Wohnheims entlang und bleibt an den Solarpanels hängen, die auf den Dächern der Wohnheime installiert sind.
„Wem die Gebäude wohl gehören?“, frage ich mich und später dann auch Marina. „Die Gesellschaft SSHN besitzt und verwaltet die Gebäude“, sagt sie mir. Der Gedanke, gleich ein ganzes Wohnheim mit Ökostrom zu versorgen, klingt verlockend. Also schreibe ich eine Email an SSHN.
„Dear Sir or Madam“, schreibe ich los. Mein Englisch ist zum Glück nicht ganz so eingestaub wie befürchtet. Ich kriege es hin, in wenigen, etwas klobig daherkommenden Sätzen meine Fragen auszudrücken. Wie viel Strom die Solarpanels generierten und ob es für die BewohnerInnen möglich sei, Ökostrom zu beziehen, will ich wissen. Bisher habe ich noch keine Antwort erhalten.
Und weiter?
Es war wohl nicht die beste Idee, meine Mission in Nijmegen zu starten. Ich bin für meinen Geschmack ein bisschen zu nah am Bond-Thema geblieben und habe meinen ersten Auslandseinsatz ziemlich verhauen. Fast alle Studierende in Nijmegen wohnen in Wohnheimen, wenn diese keinen Ökostrom anbieten, gibt es für mich als Agent nicht viel zu tun. Mit etwas Glück kann ich bei SSHN etwas reißen. Wenn nicht, weiß ich jetzt zumindest, dass einige Leute keine Möglichkeit haben, Ökostrom zu beziehen, selbst, wenn sie es wollten.
Aber gut. Ich lasse mich von diesem Rückschlag nicht beeindrucken und starte, sobald ich wieder in Berlin bin, so richtig durch. Mein Punktestand bleibt bis dahin bei 0.