Kochen, Kontakte knüpfen und für eine nachhaltige Ernährung werben: Die BUNDjugend in Münster führt wildfremde Menschen zusammen, um gemeinsam zu essen – gesund, biologisch. Dabei gibt’s nicht nur simples Studentenfutter! In der Uni-Stadt zeigt sich: Es muss nicht immer Spaghetti mit Tomatensoße sein. Zweimal im Jahr sorgt hier die BUNDjugend mit ihrem Flying Dinner dafür, dass raffinierte Biokost auf den Tisch kommt.
Curry und Obstsalat
Los geht’s in der Dortmunder Straße. Als wir bei Amelie und Maria klingeln, servieren sie zur Begrüßung selbstgemachte Limonade mit Orange, Zitrone und Minze. Die Studentinnen lassen sich von Kochbüchern anregen: Heute gibt’s Ofenkartoffeln, einen Salat aus Spinat, Mangold und Rauke, dazu orientalisches Dressing mit Dukkah. Lecker! Dann tischen Anna und Laura in der Bahnhofstraße ein veganes Gemüsecurry auf – und dazu zwei Flaschen Wein. Weshalb wir viel länger als geplant bleiben und vom Nachtisch im Kulturzentrum »Baracke« nur noch die Reste naschen …
Der Obstsalat, den wir mitbringen, ist zu später Stunde hochwillkommen. Viele Aktionen der Münsteraner BUNDjugend kreisen um das Thema Ernährung. »Essen betrifft eben jede und jeden. Und man kann gut herausarbeiten, welche globalen Probleme damit verbunden sind«, meint Elisa Hüller.

Ende mit Buffet
Die 23-Jährige hilft, das Flying Dinner zu organisieren: »Statt einer großen Tafel für alle wechselt man in kleinen Gruppen im Laufe des Abends von Wohnung zu Wohnung.« Zum Start treffen sich zwei Zweier- Teams für die Vorspeise in der Wohnung der ersten Gastgeber. Dort is(s)t man also zu sechst, falls nicht auch die Mitbewohnerinnen einmal probieren wollen. Nach gut anderthalb Stunden ziehen alle weiter – selbstverständlich mit dem Fahrrad, wir sind ja in Münster. Die sechs verteilen sich für den Hauptgang auf drei neue Wohnungen und lernen dort weitere Leute kennen. Zum Dessert sind dann alle Beteiligten wieder versammelt. Heute sind es 50, es waren aber auch schon mal doppelt so viele. Entsprechend üppig ist das Buffet der Nachspeisen, entsprechend lange wird noch gefeiert.
Neues ausprobieren
Vegetarische und zumeist vegane Küche ist Trumpf beim Flying Dinner. Gekocht wird gerne mit Zutaten der Saison, bio und regional und mit fair gehandelten Extras aus der Ferne. Viel dreht sich hier darum, Mistreiter*innen kennenzulernen und gemeinsam neue Rezepte zu probieren. Es wird aber auch diskutiert über einen bewussten Konsum von Lebensmitteln. Die Einladung verweist auf günstige regionale Bioware auf dem Münsteraner Markt, und welcher Laden auf Verpackungen verzichtet. Marcel Kaiser nimmt zum ersten Mal an dem Dinner teil. Der 24-Jährige lässt sich zum Heilpraktiker ausbilden und lebt, bis er ein WG-Zimmer gefunden hat, im Wohnmobil. Viel Platz hat er hier nicht. Trotzdem kocht er oft, meist Bio vom Markt. »Seit ich mehr über die Ernährung nachdenke, esse ich vor allem vegan«, erzählt er. Das Flying Dinner inspiriere ihn, neue Rezepte zu testen. Heute kommt er erstmalig mit der BUNDjugend in Kontakt.
Vielleicht schaut er bald regelmäßig vorbei – die Aktiven treffen sich jede Woche. Was ist wichtig, damit das Dinner gut klappt? »Rechtzeitig mit der Planung anfangen «, meint Elisa Hüller. »So bleibt Zeit, um regionale Biohöfe für Essensspenden anzusprechen und viel Werbung zu machen.« Außerdem wichtig für das Gefühl der Zusammengehörigkeit: Alle beenden ihre kulinarische Safari gemeinsam.

Selbst aktiv werden?!
Wer selbst ein Flying Dinner organisieren will, dem bietet die BUNDjugend Münster einen Aktionsleitfaden. Kontakt: muenster@bundjugend-nrw.de
Weitere Aktionsideen für Gruppen findet ihr hier.
Text und Fotos: Helge Bendl (www.helgebendl.com). Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved. Dieser Beitrag erschien zuerst im BUNDmagazin 03/2018.