Klasse Klima

Her mit der coolen Zukunft! Doch wie kann man im Alltag und in der Schule klimafreundlich leben? Die BUNDjugend organisiert bundesweit Projekttage, AGs und einen Wettbewerb.

Motzen ist gut, machen ist besser! Arnela verzichtet mal auf Fleisch. Valeria schreibt ein Gedicht gegen den Klimawandel, Nils verteilt Flyer auf dem Marktplatz. Greta und Tristan wollen eine Veggie-Woche in der Kantine und singen gegen die Massentierhaltung an. Und alle haben sie gewonnen beim Schulwettbewerb von »Klasse Klima«.

ÖFTER OHNE FLEISCH

Sie haben Bilder gemalt, Figuren aus Holz gefertigt, Tiermasken aus Papier gebastelt. Dann wurde geübt, tagelang, bis alle das Lied fast auswendig singen konnten. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen: Eine Heerschar von Schweinen, Kühen und Hühnern tritt in einem Video auf. Sie klagen die Menschen an, von denen sie in enge Ställe gepfercht werden. Produziert haben das Youtube-Video die Schüler*innen der Klasse 5e der Alexander-Coppel-Gesamtschule in Solingen. Und damit gleich einen Preis abgeräumt, beim Wettbewerb der BUNDjugend. 25 Schulen haben sich bundesweit beteiligt.

»Ein paar Sachen wusste ich vorher schon. Aber dass die Massentierhaltung so schlimm ist, habe ich erst jetzt erfahren«, erzählt die Klassensprecherin Greta Juhnke. Bevor das Video gedreht wurde, waren die Lebensbedingungen der Nutztiere ein Thema im Unterricht. Das wenige Fleisch, das bei ihrer Familie auf den Tisch kommt, muss jetzt immer bio sein – darauf hat sich die Elfjährige mit ihren Eltern geeinigt. Dabei soll es aber nicht bleiben. »Vielleicht können wir in unserer Kantine einen vegetarischen Tag einführen«, überlegt Mitschüler Tristan Peters. Oder würden alle mal eine ganze Woche ohne Fleisch auskommen? Mal sehen, was die Schulleitung dazu sagt.

GEMEINSAM AUPROBIEREN

Das Motto lautet »school change – not climate change«. Mit ihrem Bildungsprojekt »Klasse Klima« will die BUNDjugend den Klimaschutz an die Schulen bringen. Um etwa 7000 Kinder und Jugendliche zu erreichen, setzt sie auf die Hilfe von Multiplikatorinnen. »Das sind engagierte junge Menschen zwischen 18 und 27, die mit den Schülerinnen ausprobieren, Alltag und Schule klimafreundlich umzugestalten«, erzählt Katharina Dellos von der BUNDjugend. »Einige in der Schule wissen schon total viel, andere haben noch nie von Fridays for Future gehört.«

Die Projekttage behandeln Themen wie Ernährung und Mobilität, Konsum und Energie. Mancherorts haben sich auch Arbeitsgemeinschaften gegründet, in denen sich Gleichgesinnte treffen.

Allerdings lief vergangenes Jahr kaum etwas wie vorgesehen: Wegen Corona musste ständig umgeplant werden, weil Schulen schlossen und der Unterricht nur online stattfinden konnte. »Trotzdem klappt es meist sehr gut«, berichtet Katharina Dellos. »Wenn Projekttage auch online stattfinden, weil alle plötzlich daheimbleiben müssen, ist das schon eine tolle Sache!« Auch die Gewinner*innen des Schulwettbewerbs haben sich nicht beirren lassen.

WENN MAN NUR WILL

Arnela Aga zum Beispiel. »Eine Woche habe ich auf Fleisch verzichtet – so war es mit der Schule ausgemacht. Dann war ich zu Hause im Lockdown und habe einfach noch eine Woche drangehängt«, erzählt die 15-Jährige. Mit ihren vegetarischen Köfte konnte sie auch die Familie überzeugen. »Es geht, wenn man nur will«, meint sie. Und spricht auch für ihre Mitschüler*innen: Alle vier 9. Klassen der Theodor-Heuss-Realschule in Dortmund erprobten während der Schulschließung einen klimafreundlichen Lebensstil. Sie waren ohne Auto unterwegs oder haben regional und saisonal gegessen. Die eigene Garten-AG verteilte dafür selbst gezogenes Obst und Gemüse.

Auch einige Schüler*innen des Rupert-Neudeck-Gymnasiums in Nottuln unterzogen sich einem einwöchigen Test. »Wir sind 30 in der Klasse«, erzählt Valeria Rempel aus der 7b. »Manche haben auf Fleisch verzichtet, andere weniger Strom verbraucht.« Die Zwölfjährige dagegen hat – wie einige andere – ein Gedicht über den Klimawandel geschrieben.

APPELL AN DIE ERWACHSENEN

»Erst nach zehn Anläufen hat’s geklappt«, erzählt sie. Der Titel ihres Gedichts: »Niemand tut was.« Damit sich das ändert, trugen Valeria und vier Mitschüler*innen ihre Verse in der Pause auf dem Schulhof vor. Um dann auch die Erwachsenen zu erreichen, druckte eine Lokalzeitung die Gedichte ab. »Danach wurde ich auf der Straße selbst von wildfremden Leuten angesprochen!«

Valerias Mitschüler Nils Neiteler hatte sich eigentlich nur vorgenommen, die sechs Kilometer zur Schule mit dem Rad zu fahren, statt von den Eltern im Auto gebracht zu werden. Nun ging er nach dem Unterricht spontan mit ein paar Freunden auf den Wochenmarkt und verteilte Flugblätter mit den Gedichten. »Bammel hatte ich keinen. Wir bekamen viel positives Feedback: Die Blätter waren schnell weg, alle Leute wollten sie haben.« Nun hofft Nils, dass die Erwachsenen bald einmal umdenken. »Für unser Klima muss ja jetzt was getan werden!«

Text und Fotos: Helge Bendl. Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved. Dieser Beitrag erschien zuerst im BUNDmagazin 01/2021. 
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/bundmagazin-1-21/


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