Kann Mobilität nachhaltig sein?

Von Toni: 

Mobilität, vor allen im Zusammenhang mit dem täglichen Verkehr begegnet uns nahezu jeden Tag auf unseren Wegen durch die Stadt. In Form von Fahrrädern auf den Bürgersteigen, Autos und Bussen auf den Straßen, Bahnen über und unter der Erde. Wir sind immer in Bewegung. Am schnellsten wenn es um das Reisen geht, denn dann bucht man sich ganz einfach per App einen Flug und steht in wenigen Stunden eines weit entfernten Ziels. Doch was ist daran ein Problem? Was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

Das Flugzeug – Klimakiller der Lüfte

Manche Billigflugairlines bieten Flüge ab 1,99€ an. Absolut paradox, wenn ich überlege, auf wessen Kosten das billige Reisen geht: Die Umwelt und nachfolgende Generationen zahlen einen weitaus höheren Preis. Doch wie kommen diese sündhaften Schnäppchenpreise zustande? – Die Antwort ist ganz einfach: Der Flugverkehr wird in Deutschland subventioniert, d.h. der Bau von Flugzeugen und Flughäfen wird von unseren Steuergeldern finanziert. Dazu kommen noch umstrittene Staatshilfen und Steuererleichterungen. Doch wie sehen beispielsweise diese Steuererleichterungen aus? Während ein Autofahrer beim Kauf seines Benzins 70% Steuern zahlen muss, entfällt diese Steuer beim Kauf von Kerosin einfach. Nicht mal die 19% Mehrwertsteuer muss man beim Kauf eines internationalen Flugtickets bezahlen. Der gewerbliche Flugverkehr ist außerdem befreit von der Mineralsteuer und der Ökosteuer. Völlig verrückt eigentlich, denn selbst bei Grundnahrungsmitteln, wie z.B. Brot wird ein Steuersatz von 7% erhoben. Bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass Flugreisen lebenswichtiger angesehen werden, als Brot? – Bitte nicht!
Eine Flugreise nach Mallorca produziert laut einer WWF-Studie mit 925 Kilogramm, vergleichbar viel CO2, wie die durchschnittliche Benutzung eines Autos in einem ganzen Jahr. Wenn man von einer 14 tägigen Reise ausgeht, gelangt man durch Unterkunft, Verpflegung und Aktivitäten vor Ort zu einem Gesamtverbrauch von 1.221 Kilogramm. Wobei das nichts ist, im Vergleich zu der All-Inclusive-Reise nach Mexiko…

Quelle: WWF

Es wäre doch wünschenswert, dass irgendeine Form der Regulierung in Kraft treten müsste, gerade in Bezug auf das Klimaziel 1,5 Grad und das Pariser Klimaabkommen. Doch dem ist bisher nicht so, denn sobald ein Flugzeug die Landesgrenze passiert, ist nicht mehr klar, auf wessen Rechnung die CO2-Emissionen stehen müssten. Somit fühlt sich niemand verantwortlich und sie fallen „nur“ auf Konto unseres Klimas.

 

Was können wir tun?

Eigentlich ist es skandalös Fliegen zu so unrealistischen Preisen anzubieten. Durch den günstigen Preis wirkt ein Flug nach Mallorca wie eine unbedeutende Kleinigkeit. Klimaschutzbemühungen werden dadurch in ein lächerliches Licht gerückt und geraten im Urlaubsrausch in Vergessenheit.

Es ist deshalb empfehlenswert, auf billige Kurzreisen in andere Städte oder Länder zu verzichten. Verzicht ist vielleicht auch nicht das richtige Wort. Es ist eher das Kennenlernen einer anderen Form des Reisens. In dem Buch „Slow Travel“ beschreibt der Autor zum Beispiel, dass er eine Reise mit dem Zug ganz anders wahrnimmt und sein Ziel dadurch viel mehr zu schätzen weiß. Während wir beim Fliegen kaum die Entfernungen richtig wahrnehmen oder einschätzen können und am einen Tag hier, mal dort sind, kommen wir manchmal im Kopf auch nur halb an einem Ort an, während sich unsere Gedanken schon wieder um das morgige Boarding drehen. Im Flieger schauen wir uns dann auf Netflix die neue Serie XY an und gucken nur müde hoch, wenn der Landeanflug beginnt. Beim langsamen Reisen können wir aus dem Fenster schauen, die verschiedenen Landschaften und Städte vorbeiziehen sehen, interessante Gedanken fassen oder lustige Anekdoten erleben. Es gibt so viele kuriose, lustige und spannende Geschichten, die z.B. in den Zügen der deutschen Bahn geboren wurden. Von der Schulklasse, die ein Kind am Bahnhof vergessen hat, abgekoppelten Zügen, durch die man ein völlig neues Ziel erreicht hat, nervige Sitznachbarn, die ihre Lebensgeschichte erzählen… Aber auch spannende Gespräche mit Menschen, die wir vielleicht nie mehr wiedersehen, die uns aber zu Ideen inspirieren, auf die wir so nie gekommen wären. Manche Paare haben sich im Zug kennengelernt und unsterblich verliebt. Alles ist möglich.

Grüner Reisen – mit dem Zug?

Doch auch der Bahnverkehr verbraucht natürlich nicht nur Luft und Liebe zum Fahren, sondern produziert auch Emissionen. Aber wie viele eigentlich? Und warum ist es so viel effizienter mit der Bahn zu fahren, statt mit dem Flugzeug?

Hier sind ein paar Streckenbeispiele aufgelistet um sich den Vergleich mal vor Augen zu führen.

„ICE Zugfahrten und Flüge innerhalb Deutschlands – CO2 in kg pro Person (Hin- und Rückreise*)

Strecke ICE Flugzeug
Berlin – Köln 27,6 273
Düsseldorf – München 28,8 285,2
Hamburg – Stuttgart 39,6 325,8
München – Leipzig 26,4 255,2

Quelle: EcoPassenger
*Es wird von einer Durchschnittlichen Auslastung der Züge und Flüge ausgegangen
** Strom Mix: Inklusive Ökostrom“

Wusstet ihr das schon? Seit 2018 fahren alle Züge im Fernverkehr der Deutschen Bahn mit Ökostrom.

Manche Abenteuer warten schon an der nächsten Ecke

Manchmal müssen wir aber auch gar nicht stundenlang Bahn fahren, um ein spannendes Ziel zu erreichen. Viele interessante oder erholsame Ziele liegen gar nicht so weit weg von den eigenen vier Wänden. Sei es der abgelegene kleine See ein paar Kilometer weiter, der bisher noch ein Geheimtipp ist und an dem man noch die Frösche quaken hört und im klaren Wasser die Fische umherschwimmen sehen kann. Oder in einem nahe gelegenen Bundesland bieten sich wundervolle Wanderrouten an, wie z.B. im Harz oder dem wunderschönen Nationalpark Sächsische Schweiz. In der Mecklenburgischen Seenplatte kann man wunderbar campen oder baden gehen… auf unzähligen riesigen oder auch kleineren Seen mitten im Grünen.

Wir können unsere Heimat noch mal von einer ganz anderen Seite kennenlernen, wenn wir nur die Augen aufhalten und unsere Urlaubsziele nicht nach den beliebtesten Instagram-Bildern auswählen. Denn vielleicht ist dein zukünftiger persönlicher Lieblingsort gar nicht auf Instagram zu finden? Ist ein Ort unbedingt am sehenswertesten, wenn alle hinfahren und im Gedrängel, um das perfekte Selfie vor der trendigsten Sehenswürdigkeit buhlen oder sich ach so idyllisch alleine auf der Felskante, neben dem Wasserfall in Szene setzen.

Hier findest du weitere Tipps für eine klimafreundlichere Urlaubsreise.

Brauchen wir Autos?

Ein Fünftel des in Deutschland emittierten CO2 stammt aus dem Verkehr von Autos und Co. Um unser Klima auf einem halbwegs stabilen Level zu halten, müssten wir den CO2-Ausstoß weltweit um 60-80% reduzieren. Eine große Herausforderung, denn allein die jährliche Nutzung des Autos übersteigt das eigene klimaverträgliche Budget und mit einem Flug in die Karibik wird schon das doppelte Budget verbraucht.
Earthovershoot-Day 2018

Doch welches Verkehrsmittel ist geeignet um damit im Alltag klimafreundlich von A nach B zu gelangen?

In ländlichen Regionen ist es für manche leider immer noch unverzichtbar das Auto zu nutzen um beispielsweise zur Arbeit zu kommen. Da der Zugverkehr noch nicht überall flächendeckend in einem ansprechenden Takt gegeben ist. Aber das Auto wird oft auch für andere Touren genutzt, die man eigentlich einsparen könnte.
In der Stadt fällt einem auch nahezu jeden Tag auf, wie sehr sich die Straßen zu stauen und dass die Luft nicht besonders gut ist. Wäre es nicht viel besser, wenn wir alle einen bezahlbaren ÖPNV hätten mit guten Taktungen, besserer Luft und weniger Lärm? Und wenn man doch mal keine Lust auf Bus, Bahn und Co. hat setzt man sich einfach auf sein Rad und tut damit gleich etwas für seine Fitness…
Außerdem wäre auch wunderbar viel Platz für öffentlich nutzbare Flächen gewonnen,
wie der Parking-Day gezeigt hat.

 

2 Kommentare

  1. „Eine Fahrt mit der Eisenbahn kann ich beim besten Willen nicht als Reise bezeichnen. Man wird ja lediglich von einem Ort zum anderen befördert und unterscheidet sich damit nur sehr wenig von einem Paket.“ – John Ruskin

    Flugzeuge und Autobahnen mitgemeint, hätte es sie damals schon gegeben!

  2. Heike Auer

    Gerne würde ich den Zug öfters benutzen. Leider aber sind die Preise gerade im Nahverkehr dermaßen hoch, dass es sich sogar für eine Einzelperson lohnt, mit dem Auto zu fahren.

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