Mein Name ist Paulina Rudnick, ich bin 21 Jahre alt und seit Februar 2019 bei der BUND Jugend im Bereich Presse-und Öffentlichkeitsarbeit in mein FÖJ eingestiegen.

Zu Beginn liefen schon die Vorbereitungen für das alljährliche Klimafasten und so bin auch ich mit in das Projekt eingebunden worden. Am Anfang stand natürlich die Überlegung, was ich in der Zeit überhaupt fasten möchte. Seit 9 Jahren lebe ich vegetarisch, seit 2 Jahren überwiegend vegan. Im letzten Sommer begann ich mich immer intensiver mit der Zero Waste Bewegung auseinanderzusetzen, dabei wühlte ich mich nach und nach vom Bad bis zur Küche durch alle Anschaffungen und reduzierte so schrittweise meinen Plastikkonsum.
Zu Hause bin ich zwar schon viel Auto gefahren, vor allem zur Schule oder abends am Wochenende, ich denke alle „Dorfkinder“ können mein Leiden sicher teilen, wenn ich von den schlechten Zugverbindungen auf dem Land und in den Kleinstädten spreche. Da ist es schon eher die Ausnahme, mit 18 noch keinen Führerschein und kein eigenes Auto zu haben. Seitdem ich aber in Berlin wohne, benutze ich ausschließlich die Öffis oder gehe zu Fuß, was mir ehrlich gesagt bei dem stressigen und verrückten Verkehr auch ganz recht so ist.
Was kann ich also noch machen?
Eines Abends in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen, die Bahn kam gerade am Alexanderplatz zum Stehen. Langsam blickte ich über den Platz und entdeckte SIE, wäre auch reichlich schwer zu übersehen gewesen, denn sie waren einfach überall! Menschen mit riesigen Einkaufstüten, egal ob von Primark, Zara, Mango und Co., bunte Plastiktüten prall gefüllt mit Kleidung „Made in Bangladesch“. Gerade als ich verachtungsvoll anfing den Kopf zu schütteln, fiel mein Blick auf meine eigenen Klamotten. Ich trug vielleicht keine Einkaufstüten heim oder war gerade im Shoppingwahn 2 Stunden durch die Stadt gelaufen, aber das meiste von dem, was ich gerade am Körper trug, wurde trotzdem mal in genau diesen Läden von mir gekauft, mehr oder weniger unwissend über die Folgen meiner Kaufentscheidung für zahlreiche Menschen und unsere Umwelt.
Warum nicht günstig und schnell ?
Klar habe auch ich schon von den katastrophalen Arbeitsbedingungen und der Ausbeutung in Textilfabriken gehört. Es gibt wohl auch fast niemanden, der nicht schon einmal fassungslos vor der Tagesschau oder einem Artikel der Tageszeitung saß und die erschreckenden Auswirkungen der Fast Fashion Industrie aufgezeigt bekommen hat, zum Beispiel, wenn wieder eine sowieso schon gefährdete Textilfabrik eingestürzt ist und unter den Trümmern und verzweifelten Blicken der Angehörigen nach letzten Überlebenden gesucht wird.
Aber wie so oft im Leben sind diese erschütternden Bilder auch ganz schnell wieder vergessen, wenn man sich nach einer langen, stressigen Woche mal wieder etwas gönnen möchte und dann im Schaufenster die neuste Kollektion entdeckt und das dann auch noch zu unverschämt günstigen Preisen, da meldet sie sich wieder, die Gier. Das schlechte Gewissen ist wenigstens kurzfristig betäubt, möglichst günstig, möglichst schnell soll es sein. In diesen Momenten sehen wir keine verzweifelten Textilarbeiterinnen, welche unter Einsatz ihres Lebens zu einem Hungerlohn in einsturzgefährdeten Fabriken nähen oder die 7000 Liter Wasser, die zur Herstellung einer einzigen Jeans benötigt werden (Nebenbei gesagt, entspricht das dem Wasserbedarf eines indischen Kindes für 3 Monate). Und das Schlimmste: Kaum ist das Teil ergattert und vielleicht 2-mal getragen verschwindet es auch ganz schnell in den Untiefen des Kleiderschranks und am nächsten Morgen steht man wieder da und hat einfach nichts anzuziehen. Da drängt sich mir wohl oder übel auch die Frage auf, wie es zusammen passt, auf der einen Seite mein Konsumverhalten so drastisch zu ändern (Zero Waste) und auf der anderen Seite durch den Kauf meiner Anziehsachen zur dramatischen Verschmutzung der Umwelt und Ausbeutung tausender hilfloser Menschen beizutragen.

Na, fühlst du dich jetzt auch ertappt?
Hält das Glücksgefühl nach dem Shoppen nur viel zu kurz an? Dann bist du hier genau richtig, denn in den nächsten Wochen möchte ich mich gemeinsam mit dir tiefergehend über die Fast Fashion Industrie informieren, mein eigenes Konsumverhalten hinterfragen/verändern und nach sauberen, klimafreundlichen Alternativen zu der dreckigen Modeindustrie suchen. Machst du mit ?
Ja, ich fühle mich ertappt. Deshalb bin ich umso gespannter auf die folgenden Blogs 🙂