von Chintara:
Montag – der erste Tag. Ich fühle mich heute nicht wirklich anders als gestern. Ich habe noch ziemlich viele Produkte auf Lager, mein Kühlschrank ist auch noch ganz schön voll aber das macht nichts, was noch da ist werde ich nicht wegschmeißen sondern es einfach verbrauchen. Meine Miete, Rechnungen und Daueraufträge werde ich auch weiterhin bezahlen, mein Ziel ist es jetzt nicht wie ein Nomade zu leben sondern mein Konsumverhalten anders zu gestalten!
Da Essen für mich das essenziellste von allem ist, habe ich mir vorgenommen mich mehr mit Foodsharing auseinanderzusetzen und da hat mir Carina direkt am ersten Tag einen ordentlichen Anschubser gegeben! In unserer Mittagspause besuchten wir gemeinsam die Kantine des Bezirksamtes, haben uns vorgestellt und freundlich nach etwas Essen gefragt. Der Frau gefiel unser Projekt, also spendierte sie uns zwei Essen. Ich war lange nicht so satt! Für mich fühlt sich das ganze noch etwas ungewöhnlich an, doch es hat funktioniert. Meine erste Lektion im offen-auf-Leute-zu-gehen.
Am Abend ist Carina noch mit einer Frau verabredet um Lebensmittel abzuholen, sie kennen sich durch Foodsharing. Doch Carina schafft es zeitlich nicht mehr sie zu besuchen, da sie anschließend noch bei ihrem nahegelegenen Kiosk Lebensmittel holt. Also werde ich zu der Frau geschickt. Etwas überrascht aber guter Dinge fahre ich zu ihr. Das erste mal Essen abholen, ich bin ganz gespannt.. Die Frau ist super nett, sie hat unheimlich viel anzubieten und ich nehme so viel mit wie ich tragen kann. Es war wirklich viel! Zuhause angekommen ist mein Kühlschrank proppe voll und ich total happy. Ich fand es unheimlich spannend zu einer fremden Person in die Wohnung kommen zu dürfen, freundlich aufgenommen zu werden und wie selbstverständlich Dinge geschenkt zu bekommen. Dieses Gefühl ist neu für mich.
Am Dienstag zaubern Carina und ich in unserer Mittagspause aus den erbeuteten Lebensmitteln vom Vorabend eine herrliche Gemüsepfanne. Wir planen auch morgen zusammen zu kochen. Ich habe im Moment genug zu essen und genug zu tun – mir fällt auf, dass es für mich erst richtig spannend wird wenn ich die Dinge aufbrauche, also erst in einigen Tagen.
Ich fahre viel U-Bahn. Klar, die Werbeplakate in der U-Bahn haben mich schon immer genervt, aber auf einmal fällt mir noch bewusster auf, das wirklich jede eizelne Werbung, egal worum es geht daran appelliert Geld auszugeben. Irgendiwe bin ich jetzt noch schockierter als eh schon, der Fokus dieser Welt liegt ausschlißelich auf Konsum und Geldverkehr. Das kanns doch nicht sein. Ich würde das Experiment gern länger machen als eine Woche, für mich erscheint das hier als ein möglicher Einstieg in eine komplett neue Art und Weise zu leben!
Mittwoch kochen Carina und ich erneut zusammen und alles ist gut. Ich bin kaputt, irgendwie habe ich auf einmal durch die Arbeit und dieses Projekt so viel zu tun, oder auch einfach gedanklich soviel zu tun. Ich komme neuerdings immer spät nach Hause. Das Tauschen nimmt schon Zeit in Anspruch, allein die Zeit, sich mit Menschen zu organisieren. Ich schreibe eine Frau über Foodsharing an, am Freitag kann ich bei ihr eine Menge Bananen abholen, Yeah. Ich überlege mir, dass ich mal in dem FAIRteiler auf dem Unigelände vorbeischauen kann, dort werden Lebensmittel zu verfügung gestellt, von Menschen die sie geretten haben. Am Abend bin ich mit einer Frau verabredet die ich auf dem Geldfrei leben – Workshop von ‚Living Utopia‘ in der letzen Woche kennenlerne. Wir wollten uns einfach mal über die Welt und alternative Ideen austauschen. Sie läd mich auf ein Eis ein und hat viel zu erzählen. Sie kennt sich in Altona aus und bietet mir an mir Tauschbörsen und Umsonstläden zu zeigen! Unsere kleine Tour durch Altona ist richtig schön, ich entdecke ein Tauschcafé ein Kulturhaus und einen Umsonstladen, nebenbei unterhalten wir uns über heimische Kräuter die so am Straßenrand wachsen. Mir fällt auf dass ich an dem Umsonstladen schon total oft vorbei gelaufen bin ohne ihn wahrzunehmen.
Das Highlight unserer Tour ist eine Tauschkiste, die mitten im Wohngebiet steht. Es ist eine selbstgebaute Holzbox, so groß wie eine Telefonzelle und voll mit Kram. Jeder darf hinbringen und mitnehmen was er möchte! Ich werfe nur einen Blick hinein und 2 Sekunden später bin ich Besitzer von ein Paar Schlittschuhen. Für meinen Freund gabs auch welche. Wie cool ist das denn 😀
Donnerstag Morgen ist meine Milch leer. Ich esse so gerne Müsli, fast jeden morgen. Ich frage mich wo ich jegelmäßig Milch herbekommen soll, und Müsli. D: Außerdem brauche ich dringend Briefmarken, und CD-Rohlinge für ein Geschenk.Und Batterien. Und eine Gllühbirne.
UAAH es scheint doch noch mehr dazu zu gehören als Nahrungsmittel, ich denke ich werde noch mehr auf Tauschkurs gehen..
Ich habe noch eine Gästematratze, Energiesparlampen, einen Haufen Klamotten und Ohrschmuck den ich nicht mehr brauche, ich werde mal rumfragen ob jemand tauschen möchte! Da fällt mir ein, ich habe früher auf Kleiderkreisel Dinge verkauft, aber hey – eigentlich ist das doch eine Tauschbörse! Ich werde da ein paar Sachen reinstellen, vielleicht meldet sich jemand 🙂 Diesen Abend trifft sich noch die BUNDjugend, ich bin auch da. Es wird sich angeregt unterhalten über das Experiment und wie es jeweils wahrgenommen wird, denn die meisten aus der Gruppe machen dabei mit. Dann haben noch einige was zu Essen mitgebracht und ich gehe erneut, ohne das eigentlich vorgehabt zu haben, mit Essen nach hause. Woho!