Von Clara:
Es geht um die letzten 10% des Waldes. Ein kleiner Rest des ehemals über 5.500 Hektar großen Hambacher Forstes. 90% dieses Waldes sind schon gerodet worden, denn RWE beansprucht den Großteil der Fläche für einen riesigen Braunkohletagebau – den Tagebau Hambach. Zum Schutz des Waldes hat der BUND Klage eingereicht, denn der Hambacher Forst müsste nach EU-Richtlinien eigentlich ein Naturschutzgebiet sein. Am 21. November 2017 wird über das Schicksal dieses Waldes gerichtlich verhandelt.
Ich selbst war vergangenen Sonntag vor Ort und habe gesehen, wie die Landschaft verunstaltet worden ist: Riesige, lehmige bis zu 500 Meter tiefe Gruben, monströse Bagger, die die Kohle aus der Erde extrahieren. Der Anblick des größten Braunkohletagebaus West-Europas hat mich wirklich geschockt. Diese hochzerstörerische Praktik wird tatsächlich immer noch, im 21.Jh, in Deutschland Tag ein, Tag aus praktiziert. Wir zerstören unseren wertvollen Planeten, entreißen ihm den Boden, zerstören CO2-speichernden Wald.
Bei dem Waldspaziergang durch den letzten Rest des Hambacher Forstes wurde mir bewusst, dass ich gerade durch ein Gebiet gehe, das bald weg sein könnte. Wald ist so viel mehr als einfach „nur“ Wald, die bewuchterte Bodenschicht, die Tiere, die um die 300 Jahre alten Bäume, die Ruhe und Entspannung, die der Wald ausstrahlt.
Wenn dieses letzte bisschen des Hambacher Forstes auch noch gerodet wird, wäre das nicht nur ein herber Verlust vor Ort sondern auch ein symbolischer Rückschlag für den Klimaschutz in Deutschland. Dann hätte wieder eine profitorientierte Milliardenfirma, RWE, gewonnen und bekommt ihre Kohle, im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Bäume werden einfach abgesägt und alles dem Erdboden gleichgemacht. Und das in diesen Zeiten, wo ich eigentlich dachte, langsam müsste sich doch mal was tun, langsam müsste solchen Konzernen doch mal die Macht genommen werden, langsam müssten doch erkennbar sein, dass die Verbrennung fossiler Energieträger nicht mit dem Klimaschutz vereinbar ist und verheerende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich zieht.
Nicht nur der Wald wird vernichtet werden, sondern auch das Zuhause der Kämpfer*innen im Hambacher Forst, die sich voller Sorgfalt und in harter Arbeit ihr Leben dort im Wald aufgebaut haben. Bei einer Rodung verlieren sie ihre Baumhäuser, in denen sie jede Nacht schlafen. Die Dörfer in der Umgebung, wie Manheim, sind jetzt schon halbe Geisterdörfer und werden letzlich aussterben. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, in dem Wissen, dass sie nie wieder zurück kommen können, denn dieser Ort wird dann nicht mehr existieren.
All diese Problematiken zeigen deutlich, dass es falsch wäre, weiter zu roden und die Kohle weiter zu fördern, besonders in heutiger Zeit, wo es so etwas wie Erneuerbare Energien gibt…
Bildrechte: https://www.flickr.com/photos/hambacherforst/