Was tun nach der Schule? Für junge Leute bietet der BUND das Freiwillige Ökologische Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst: 365 Tage lang im Einsatz für die Umwelt, mit viel Zeit, sich auszuprobieren.
Dana begeistert Kinder in einem Wildniscamp für die Schönheit des Bergwalds. Kevin sorgt dafür, dass die Klimabewegung offener wird für Minderheiten. Und Noura organisiert ein Protestcamp gegen den Braunkohleabbau. Alles außer Langeweile: Das bieten die Jobs im ÖkoFreiwilligendienst.
Waldwildnis
»Einfach mal von zu Hause weg, nach der Schule was Neues ausprobieren, in der Umweltbildung arbeiten: Das waren meine Wünsche für die Zeit nach dem Abi«, erzählt Dana Peschek. Bei der BUNDjugend in Bayern ist die 20-Jährige schon lange aktiv: Mit zwölf war sie Teamerin im Zeltlager. Später gründete sie eine Jugendgruppe in Untersiemau bei Coburg. Als es mit dem FÖJ losging, war das trotzdem wie ein Sprung ins kalte Wasser. »Mitten im Wald leben, ohne Handyempfang oder Strom in der Hütte, und im Winter zwei Meter Schnee: Schaffe ich das?«
Na klar. »Das FÖJ im Nationalpark Bayerischer Wald war eine tolle Erfahrung«, erzählt sie. »Ich war in einem Wildniscamp stationiert und habe Kinder, aber auch Erwachsene durch den Wald geführt. Es braucht Zeit, bis man sich das zutraut, doch irgendwann klappt’s.« Was ihr gefallen hat: »Ich durfte viel selbst entscheiden: Obwohl nur Freiwillige, wurde ich wie eine gleichberechtigte Kollegin behandelt.«

Stadtvielfalt
Dass das keine Ausnahme ist, bestätigt Kevin Okonkwo. Der 17-Jährige macht sein FÖJ in der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend in Berlin. Dort kümmert er sich um das Projekt »Locals United«, mit dem Ziel, eine gerechte und vielfältige Stadt für alle zu schaffen. »Anfangs hatte ich echt Muffensausen. Doch nach gerade einmal drei Monaten bin ich überrascht, was ich schon alles tun kann: Seminare organisieren, auf andere Organisationen zugehen, bei einer Podiumsdiskussion mitmachen.« Kevin setzt sich dafür ein, dass die Klimabewegung auch Minderheiten einbindet. Dank ihm hat jüngst die Tageszeitung »taz« das Thema der fehlenden Diversität aufgegriffen.

Von A bis Z
Auch Noura Hammouda ist eine Klimaaktivistin: Sie hat die Ortsgruppe von Fridays for Future in Soest gegründet, als sie bei der BUNDjugend Nordrhein-Westfalen ihren Bundesfreiwilligendienst absolvierte. Nun wurde sie in den Vorstand der BUNDjugend gewählt – das Engagement geht also weiter. Über ihr Jahr berichtet sie nur Positives: »Es ist total nice, Projekte von A bis Z betreuen zu können. So habe ich einen Workshop zum Thema ›Nachhaltig Weihnachten feiern‹ organisiert und war auch im Orga-Team des ›Camp for Future‹ gegen den Braunkohleabbau.«

FÖJ und (Ö)FBD
Mehr als hunderttausend junge Deutsche engagieren sich jedes Jahr in einem Freiwilligendienst. Am bekanntesten ist das Freiwillige Soziale Jahr. Seit 1986 gibt es auch ein Freiwilliges Ökologisches Jahr: Hier vermitteln heute 52 Träger bundesweit knapp 3000 Plätze pro Jahr. Dazu kommen ca. 1700 Plätze im Bundesfreiwilligendienst mit ökologischem Bezug. Diese grüne Variante steht auch Älteren offen. Im BUND engagieren sich jährlich über 500 Menschen im »BFD«, im Alter von derzeit 17 bis 82 Jahren.
Das FÖJ ist dagegen nur für junge Leute zwischen 16 und 26 gedacht, die ihre Schulpflicht erfüllt haben. Los geht das FÖJ im Herbst, mit 180 Euro Taschengeld im Monat sowie freier Unterkunft und Verpflegung – oder eine Pauschale dafür, falls die Einsatzstelle das nicht bieten kann. Der BFD kann rund ums Jahr begonnen werden, hier variiert das Taschengeld von 200 bis 400 Euro. Einsatzstellen zählen Naturschutzverbände wie die BUNDjugend, Umweltzentren, Biobauernhöfe, Forstbehörden oder Forschungslabore.
Prägende Erfahrung
Eine der Trägerinnen ist die BUNDjugend Bayern: Hier laufen die Fäden der FÖJ-Organisation bei Dominik Osbild zusammen. Er räumt mit dem Vorurteil auf, FÖJler würden als billige Arbeitskraft missbraucht. »Ziel ist es, dass die Freiwilligen sich persönlich entwickeln und beruflich orientieren. Wir achten darauf, dass sich die Einsatzstellen dem anpassen.«
Ob FÖJ oder BFD, Bildungsseminare zu Umweltthemen gehören dazu: 25 Tage sind dafür eingeplant, die Inhalte kann man sich selbst auswählen. Viele Teilnehmer*innen prägt ihr Dienst so, dass sie sich danach weiter für die Umwelt engagieren. So lief es zum Beispiel bei Martin Geilhufe, der nach dem Abitur ein Jahr in einem Naturschutzzentrum auf einer Hallig im Wattenmeer verbrachte. »Das war für mich als Großstadtkind eine krasse Naturerfahrung. Am Ende war klar: Daran will ich anschließen.«
Erst wurde er bei der BUNDjugend aktiv. Heute ist der 35-Jährige als Landesbeauftragter des BUND Bayern für die komplette Facharbeit des Verbands verantwortlich. »In der Schule und im Studium muss man immer mehr in immer weniger Zeit leisten«, meint er. »Ein FÖJ ist die beste Möglichkeit, mal andere Erfahrungen zu sammeln und seinen Horizont zu erweitern. Das kann ich wirklich allen empfehlen.«
Dominiks Osbilds Tipp für alle, die sich bewerben wollen: auch nicht ganz so spektakulären Einsatzstellen eine Chance zu geben! »Viele wollen in den Nationalpark Bayerischer Wald. Doch es gibt auch andere Einrichtungen, wo man in der Natur sein und mit Kindern arbeiten kann.« Empfangen wird man meist mit offenen Armen, erzählt er. »Die Freiwilligkeit gibt dem Ganzen eine Qualität. Die Einsatzstellen wissen: Da kommt jemand, der richtig Bock hat.«
Text und Fotos: Helge Bendl (www.helgebendl.com). Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved. Dieser Beitrag erschien zuerst im BUNDmagazin 01/2020.
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